Heilige Bruderschaft - Die Erzählungen von Eramus

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Heilige Bruderschaft - Die Erzählungen von Eramus

Beitragvon jeykey » Sa 15. Sep 2012, 15:32

Heute hatte ich mal Lust auf einen Blickwechsel bei der Geschichte um mein Alter Ego jeykey, der dunkelsten aller Herrscherinnen hier im Spiel und Leiterin der Gilde Heilige Bruderschaft und habe daher eine neue Reihe gestartet: Die Erzählungen von Eramus. Have fun!

Tagebuch einer dunklen Herrscherin

Wie unscheinbar es auf dem Tisch lag. Ein einfacher Tisch, aus Ebenholz. Wenn man an ihm saß, konnte man die Egoran-Höhen sehen. Ein Ausblick, den sie genoss. Der Einband aus abgegriffenen dunklen Leder umarmten die groben Seiten aus Papyrus-Fasern. Daneben stand ein Tiegel mit der Tinte des Dunklen Tiefseekraken. Wie viele waren wohl bei den unzähligen Versuchen, dieses Tier mit der dunkelsten Tinte aller Krakentiere zu fangen, gestorben? Hunderte, Tausende? Es musste aber diese Tinte sein und keine andere.

Das hatte ihr Leibdiener erfahren müssen. Der arme Tor hatte es gewagt, in seiner Not die Tinte des gewöhnlichen Kraken in den Tiegel zu füllen, ohne es ihr zu sagen. Er lebt nicht mehr . Sein Tod soll grausam gewesen sein, nicht mal die härtesten ihrer Krieger wagen es, von dieser Bestrafung zu sprechen. Dabei rühmen sie sich mit Grausamkeiten, die ich nicht zu sehen im Stande wäre.

Der Versuch, sie an zu lügen, sie zu hintergehen, sie zu täuschen – das hatte zu seinem grausamen Ende geführt. Ich weiß, sie ist unerbittlich, sie hat dunkle Seiten, so dunkel, dass eine Supernova in ihr nicht für den winzigsten Bruchteil der Zeit Licht bringen könnte. Der Teufel selber würde in ihrer Dunkelheit Angst erfüllt zu Stein erstarren. Das ist fürwahr keine Übertreibung. Ich weiß aber auch, dass, so dunkel ihr Herz sein mag, so unerbittlich sie ihren Feinden und jedem, der sich ihr in den Weg stellt, gegenüber ist, so gerecht und so fürsorglich ist sie. Es klingt für viele paradox, aber glaubt mir, es ist so. Wenn man sie nicht anlügt und sich redlich bemüht, all seine Kraft und Energie in seine Handlungen steckt, dann kann sie verzeihen, wenn man versagt. Man sollte das tunlichst nicht wiederholen, denn Geduld, nunja, ihre Stärke ist sie nicht. Hätte er ihr gesagt, dass noch keine der ausgesandten Jäger den Kraken gefangen und die Tinte geerntet hat, er würde vielleicht noch leben. Er dachte, sie würde den Unterschied nicht erkennen. Falsch gedacht.

Es war strengstens untersagt, es zu öffnen, geschweige denn, darin zu lesen. Dennoch lag es auf dem Tisch, sichtbar für alle. Eine Prüfung? Keiner wollte die Antwort auf diese Frage mit seinem Leben bezahlen. Jeden Morgen, wenn ich das Zimmer aufräumte, hatte ich es in Händen, legte es zur Seite und polierte den Tisch. Das Wachs der wilden Erdbiene, die tief in den dunklen Höhlen der Grusaklandschaft ihre Nester baute, musste mühsam in das Ebenholz poliert werden, bis ein matter, stumpfer Glanz entstanden war. Die Aufgabe war erst zu ihrer Zufriedenheit erledigt, wenn das Wachs vollständig eingearbeitet war. Nichts durfte kleben oder Spuren auf Händen, Papyrus oder Buch hinterlassen. Erst dann legte ich das Buch wieder an seinen Platz, überprüfte den Füllstand des Tiegels und kappte den Federstiel, damit er weiterhin seine Aufgabe erfüllen konnte. Die Jäger müssten wieder den Königsfalken jagen – noch drei Tage, dann würde diese Feder verbraucht sein.

Ich erinnerte mich an den Tag der Wahl. Sie hatte mich, die einfache Küchenhilfe, gewählt. Tränen liefen die Wangen meiner Mutter hinab, als ich es ihr sagte. Keine des Glücks oder der Freude ob der Beförderung. Keiner der Leibdiener unserer großen Herrscherin hatte zwei volle Mondzyklen lang gedient. So waren es die Tränen einer Mutter, die fürchtete, dass sie ihren eigenen Sohn überleben würde. Gaiaus, Magier und engster Vertrauter unserer Herrscherin, beobachtete mich, als ich meine Sachen packte. „In einem Mondzyklus wird dich Eramus für einen halben Tag
besuchen können. Ansonsten hat er seiner Herrin zu dienen, wann immer sie es wünscht.“ Wenn er solange lebt, musste er aus Erfahrung gedacht haben. Meine Mutter hielt mich fest, so fest, als ob sie mich nicht mehr gehen lassen wollte. Ein Räuspern von Gaiaus. Er wollte los – sie warten zu lassen war keine gute Idee. Ich nahm mein Bündel und ging zur Tür, an der Gaiaus ungeduldig drein blickend stand. „Bis zum nächsten Mond, Mutter!“ Das ist jetzt acht Monde her. Und immer noch diene ich ihr, räume wie jeden Morgen das Buch zur Seite, um es, wenig später, auf den frisch polierten Tisch zu legen.

Es war in einer dunklen Winternacht, als der Koch mich mit dem Essen zu ihr schickte und ich ihr so das erste Mal begegnete. Ich sollte mich beeilen, damit die Suppe nicht kalt würde, hatte er mir nachgerufen, bevor er in hässliches Gelächter ausbrach. Er war wütend auf mich gewesen, da ich Gaiaus Essen an diesem Mittag nicht weiter salzen wollte. Gaiaus war gerade in diesem Augenblick in die Küche gekommen und bestand darauf, das Essen so zu essen, wie ich es zubereitet hatte. Das genüssliche Grinsen des Kochs wich schnell einem panischen Gesichtsausdruck, als Gaiaus das Essen nicht nur lobte, sondern ausdrücklich verlangte, dass ich von nun an sein Essen alleine zubereiten sollte. „Warte nur,“ hatte der dicke Koch gegrinst, als Gaiaus die Küche verlassen hatte, „du bekommst noch heute, was du verdienst.“ Direkt konnte er nichts machen. Gaiaus war zu mächtig. Aber, wenn sie meinen Tod befehlen würde, dann könnte auch Gaiaus nichts dagegen machen.

Als Küchenhilfe stand es mir nicht zu, ihr das Essen zu bringen. Den Befehlen des Kochs nicht Folge zu leisten, war jedoch genauso tödlich. Was ich auch tat, es würde immer mit dem selben Ergebnis enden. Die Strafe durch sie wäre sicher härter, aber ich wollte dem Koch nicht die Genugtuung lassen, mich aufgrund von Arbeitsverweigerung töten zu lassen.

Mit Todesangst klopfte ich an die schwere Tür aus edelstem Terakholz. Ich staunte jedes mal, wie die Holzschnitzer es schafften, filigrane Motive in dieses Material zu treiben. Ein genervtes Ja drang an meine Ohren. Mit meinem ganzen Mut öffnete ich die Tür, betrat den Raum und erklärte: „Ich bringe euer Essen, Herrscherin.“
„Seit wann bringt der Koch es nicht selber?“
„Er bat mich, euch das Essen zu bringen.“ antwortete ich leise.
„Das beantwortet meine Frage nicht.“
„Ich kann es euch nicht sagen, Herrscherin, ich weiß nicht, warum er mich geschickt hat.“
„Um dich zu bestrafen, warum sonst?“
Ich war erstaunt, wie konnte sie von den Vorfällen in der Küche wissen?
„Oder etwa nicht?“
Ich stammelte völlig unverständliches Zeugs – meine Angst war in Mark und Bein gefahren.

„Stell das Tablett auf den Tisch!“ Ich kam der Aufforderung nach – konnte sie, die große Herrscherin, immer noch nicht sehen, da die Kerze auf dem Tisch einfach zu wenig Licht ausstrahlte.
„Nimm den Stuhl da vorne und gesell dich zu mir.“
Das war wirklich das Letzte, das ich erwartet hatte. Schnell kam ich auch dieser Aufforderung nach. Warten lassen ist tödlich. Die erste Regel, die man hier in der Festung lernt.

„Ich liebe den Anblick der Nordlichter. Nur in diesen klaren Winternächten kann man sie hier sehen. Kein Fensterglas soll den Anblick trüben, daher mein Wunsch nach einer guten, heißen Suppe, um mich aufzuwärmen.“ Sie schob die Kerze in meine Richtung, lehnte sich in den Sessel zurück und aß.

„Was ist in der Küche passiert? Warum schickt er dich hierher, obwohl jeder weiß, dass keine Küchenhilfe diese Räume betreten darf? Hast du die Kartoffeln nicht richtig geschält?“
Sie lachte. Es war nicht so ein Lachen wie vom Koch eben, es war freundlich und leicht amüsiert.

„Ich schäle sie ganz gründlich. Ich entferne nicht zu viel Schale – und kein Hauch von Schale ist mehr an ihnen dran.“ entgegnete ich entrüstet – und erschrak sogleich über meine eigenen Forschheit.
„Dann befolgst du gründlich die Anweisungen des Kochs?“
„Ja, ich tue alles mit der gebotenen Gründlichkeit, ohne zu trödeln. Meine Mutter hat mir das so beigebracht.“
„Deine Mutter, aha. Und dein Vater?“
„Er starb, als ich drei war.“
„Sie hat dich also alleine großgezogen?“
„Ja, uns vier, um genau zu sein.“

Stille, durfte ich jetzt etwas sagen? Oder sollte ich warten, bis sie mich wieder ansprach? Warum lebte ich eigentlich noch? Ich war verwirrt und konnte nicht recht glauben, dass das alles geschah.

Es vergingen fünf Minuten, sie kamen mir vor wie hunderte. „Ich möchte jetzt von dir wissen, was in der Küche passiert ist.“

„Nichts Herrscherin, vielleicht stand einfach kein Diener zur Verfügung, so dass er mich schickte? Er ist ein guter Koch und kennt meine, äh, Gründlichkeit.“

„In der Tat steht kein Diener zur Verfügung. Der Koch weiß, dass es dann seine Aufgabe ist, mir das Essen selber zu bringen. Wie ist dein Name?“
„E, E, Eramus“ stammelte ich.
„Nun, Eramus.“ Pause. „Ich frage dich jetzt ein drittes Mal: was ist in der Küche passiert?“

Die Betonung des dritten Males ließ nichts Gutes vermuten. Ich berichtete ausführlich von den Vorfällen des Tages in der Küche. „Er ist wirklich ein guter Koch, er muss übersehen haben, dass das Essen bereits gut gesalzen war“ beendete ich meinen Bericht.

„Warum hast du den Koch, der dich hierher geschickt und damit dein Schicksal besiegelt hat, so lange gedeckt?“
„Ich weiß nicht, Herrscherin. Vielleicht weil ich einen Befehl nicht befolgt und dafür bestraft werden muss?“
„Befehle sind so eine Sache, Eramus. Sicher muss man sie befolgen. Aber ein Befehl aus Arroganz, Selbstverliebtheit oder Selbstüberschätzung, einem solchen Befehl, der ein versalzenes Essen oder den Tod hunderter Armee-Einheiten zur Folge haben kann, einem solchen Befehl nicht nachzukommen zeugt von intelligentem Gehorsam.“ Ich konnte deutlich spüren, wie sie mich musterte. „Ich habe neue Aufgaben für dich Eramus. Gehe jetzt zu Gaiaus und richte ihm folgendes aus: ich habe die Wahl getroffen und,“ sie legte eine kurze Pause ein, „ und ich bin dieses Essens überdrüssig. Geh jetzt und schließ' die Tür hinter dir.“

Gaiaus hatte ich aus dem Schlaf gerissen. Sein Unmut wich schnell, als ich die Botschaft überbrachte und er erkannte, wer mich geschickt hatte. Er musterte mich genau. „Du weist wo das Zimmer ihres Leibdieners ist?“ „Ja, Herr, ich weiß wo das Zimmer ist.“ „Gut, dann hol dein Hab und Gut und bringe es dorthin. Morgen früh weise ich dich ein. Ach, und bevor du gehst, gib das einem Magmalord.“ Er schwang seinen Todeshauch. Aus dem Nichts entstand ein Pergamentblatt, Zeichen tauchten auf ihm auf, sodann rollte es sich zusammen und ein rotes Siegel aus Wachs versiegelte die Botschaft, die Gaiaus dem Pergament aufgezwungen hatte um letztlich in meine Hände zu fallen. „Sofort“ mahnte er.

Im Zimmer angekommen, versuchte ich zu verarbeiten, was passiert war und wie unheimlich diese Magmalords waren. Ich war ihr Leibdiener geworden, das hatte sie mit „ich habe die Wahl getroffen“ gemeint. Ein Glücksgefühl durchströmte mich um gleich von Angst übermannt zu werden. Keiner war in dieser Funktion sehr alt geworden. Aber eben machte sie einen, ja, einen netten Eindruck. Sie konnte sogar mit Ungehorsam leben, wenn dieser eine vernünftige Motivation hatte. Vielleicht sind die anderen an ihrem blindem Gehorsam gescheitert? Am nächsten Tag kannte ich auch den Inhalt der Pergamentrolle von Gaiaus, die Küche musste renoviert werden. Der Koch war spurlos verschwunden, oder Teil des Bodens geworden.

Ich dachte oft an diesen Tag zurück, während ich meinen Aufgaben nachging. Er hatte mein Leben verändert. Und er erlaubte mir einen Blick auf die große Herrscherin, den kaum ein anderer hatte. Das Dunkle an ihr kannte jeder, auch viele, die sie gar nicht kennen lernen wollten, doch die andere Seite war viel faszinierender. Vielleicht weil sie so selten zum Vorschein kam. Ich kann es euch gar nicht mit Bestimmtheit sagen. Aber, ich halte seit diesem Tag meine Erlebnisse fest, so dass die Nachwelt auch die andere Seite sehen kann. Auf Papyrus-Seiten in einem Einband aus dunklem, abgegriffenem Leder. Ganz so, wie das Tagebuch meiner Herrin, das ich jeden Tag in Händen halte, aber noch nie geöffnet habe. Mit dem Unterschied, dass ich nicht die dunkelste Tinte und nicht die Feder des Königsfalken nutze. Beide sind alleine ihr vorbehalten.
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Re: Heilige Bruderschaft - Die Erzählungen von Eramus

Beitragvon jeykey » So 16. Sep 2012, 10:59

Ich war gerade dabei, die Tafel für ein Fest, das meine Herrin an diesem Abend gab, fürstlich einzudecken, als Kollaps aufgeregt sabbernd den Festsaal betrat. „Sie will dich sprechen, Eramus, sie will dich sprechen, sie will dich sprechen, dich sprechen, hörst du.“ Kollaps war schon lustig, als ob man eine so einfache Botschaft nicht gleich verstehen könnte.
„Ich gehe direkt hoch.“ „Gut, gut, gut, gut, gut“ gluckste Kollaps. Der kleine Kerl war mir sofort ans Herz gewachsen und ich glaube, ganz gleichgültig war ich ihm auch nicht. An seinen Tischmanieren könnte er arbeiten, aber Imps legen nicht so viel Wert auf die Etikette.

Ich hörte das Geräusch der Feder, als diese mit der tiefschwarzen Tinte bestimmt über das Papyrus geführt wurde. Die einzelnen Striche bildeten Buchstaben aus denen sich Worte, Sätze und schließlich eine Information formierte. Das Streichen über das Papyrus wurde nur unterbrochen durch das Geräusch, das durch das Eintauchen der Feder in den Tintentiegel entstand.

Sie legte die Feder zur Seite, wartete etwas und legte das Papyrus schließlich in den Ledereinband, schloss diesen sorgfältig und schob ihn an seinen Platz.

„Manche fragen sich, warum ich mit Feder und Papyrus schreibe. Sie sehen darin die Aufgabe eines Schreibers und etwas wenig Herrschaftliches. Weist du, was ich denen antworte?“
„Nein, Herrin, ich habe weder die Frage noch eure Antwort darauf gehört.“
„Wenn man schreibt, zwingt man dem Papier seine Worte und damit seinen Willen auf.“ Sie drehte sich zu mir und lächelte. „Gibt es etwas herrschaftlicheres? “
„Neben der Eroberung wohl kaum etwas.“ stimmte ich zu.
„Wohl wahr, wohl wahr.“ lachte sie. „Außerdem ist nicht jedes Wort für jeden bestimmt. Selber schreiben ist die Lösung der ersten Wahl.“

Ziemlich entspannt und gut gelaunt ist sie heute. Ob es an dem Fest lag?
„Weshalb ich dich kommen ließ. Das Fest ist abgesagt.“
Irritiert sah ich sie an.
„Fürst Marigat wird nicht zum Essen kommen?“ vergewisserte ich mich.
„Fürst Marigat wird überhaupt nicht mehr Essen müssen. Das Medium der Steppe hat zwei seiner Spione enttarnt, die sogleich gestanden haben. Sein Besuch war ein Vorwand, um an die Steintafeln zu kommen. Minjadus hat sich der Sache angenommen. Du kannst übrigens für kommende Gelegenheiten den berühmten Rübenschnaps der Agranregion einplanen. Ich erwarte seine Rückkunft für heute Abend.“

Ich nickte.

„Bereite den Tisch für eine Besprechung vor. Ich möchte mit Gaiaus die Schriftrollen und antiken Relikte, die wir gefunden haben, genau studieren. Wir müssen dem Geheimnis des Schreins endlich auf den Grund gehen! Kollaps soll dir helfen. Ich wünsche, dass sonst keiner involviert wird.“

„Selbstverständlich“ bestätigte ich den Auftrag.

Während ich mit Kollaps die Fragmente, Relikte und Schriftrollen aus der Schatzkammer holte, schossen mir viele Gedanken durch den Kopf. In den letzten Wochen übertrug meine Herrin mir immer mehr wichtige Aufgaben. Gaiaus bildete mich auf ihre Anweisung in der Kunde der alten Schriften aus und sogar Kollaps, der Imp, der sich scheinbar nur an der Pein anderer ergötzten konnte, schien mir Respekt entgegen zu bringen. In wenigen Mondzyklen hatte ich es von der Küchenhilfe zum Leibdiener geschafft und heute war ich mehr als das. Vertrauter wäre zu viel gesagt. Diesen Stand genoss sicher nur Gaiaus. Aber ich konnte ihr Vertrauen gewinnen und hatte sicher nicht vor, das zu enttäuschen. Wobei ich mich manchmal frage, ob sie das nicht alles schon an dem Tag ihrer Wahl wusste. Es hat etwas magisches, einen Hauch von Vorsehung.

„Fürst Laserbrain hat völlig recht. Es sind fünf Runen notwendig, um den äußeren Sicherheitsring zu meistern. Darüber hinaus müssen aber noch viel mehr Fürsten dem Bund beitreten.“ stellte Gaiaus nach ausgiebigen Studium fest und durchbrach mit seiner tiefen Stimme die Stille.

„Fürst Skjelgars Steintafel spricht von weiteren Siegeln, die notwendig sind. Betrachtet man die Menge an Eternitgestein, an Feuerzyklonen und Sphärenwürfel, die für den Bau notwendig sind, so steht fest, dass fünf es nicht alleine schaffen können.“ ergänzte er.

„Wenn ich an Marigats Verrat denke, dann besteht die Herausforderung sicher nicht in der Gewinnung der Fürsten, aber in der Gewinnung der richtigen Fürsten.“ fuhr Gaiaus fort. „Sicher wird die Bruderschaft nur langsam wachsen – vieles muss geprüft werden und nur wenige Fürsten haben die Ausdauer, sich in so eine Aufgabe einzubringen. Bedenkt auch, dass bei einem Verrat die Armeen der Gilde bereit stehen müssen.“ Gaiaus machte ein wenig erstaunt eine Pause. Es war definitiv nicht ihre Art, so lange zuzuhören.

„Das ist eine Prüfung, nein, eine Lektion.“ erwiderte sie.

„Marigat? Minjadus hat sich seiner angenommen. Das ist wirklich keine Herausforderung für Euch. Schon gar keine Lektion, Herrin.“ beschwichtigte Gaiaus.

„Nein, nicht Marigat. Marigat ist ein Narr, ein Ärgernis, nichts weiter. Ich freue mich schon auf den guten Schnaps aus seinen“ sie machte eine Pause und ergänzte mit einem verschmitzten Lächeln „aus meinen Ländereien. Der Schrein. Der Weg zum Schrein, das ist die Prüfung, die Lektion.“

Gaiaus lachte. „Die Götter lehren Euch Geduld? Dass sie sich das trauen“ Gaiaus lachte laut, sichtlich amüsiert von seiner eigenen Aussage.

„Noch, Gaiaus, noch trauen sie sich das. Ihr müsst mir zustimmen, ich lasse inzwischen die Bittsteller aussprechen, oder etwa nicht? Fest steht, dass es ein langer Weg ist. Nur wie finden wir die Richtigen? Ich will meine Zeit nicht mit Schwächlingen verschwenden. Viel wichtiger erscheint mir aber das Rätsel der Vier oder der Fünf Räte. Die Schriftrollen widersprechen sich – nur wenn der Rat nicht richtig gewählt ist, nicht richtig zusammengesetzt, dann scheitern unsere Bemühungen. Wie soll man richtig wählen, wenn man nicht mal weiß, wie viele zu wählen sind?“

„Wenn ich etwas sagen dürfte?“ Ich hatte meinen ganzen Mut zusammen genommen. Nicht sicher, was mich nun erwartete, blickte ich meine Fürstin an. Sie lehnte sich in ihren Stuhl zurück. Ein langer, fester und durchdringender Blick, bis die erlösenden Worte kamen. „Sprich Eramus.“

„Es gibt einen inneren Zirkel der Bruderschaft, der aus fünf Fürsten besteht, so steht es auf Eurer Steintafel. Neben euch sind das sicher Fürst Skjelgar, Fürst Laserbrain, und die Fürstinnen Mayetra und Ashuroa.“
„Das wissen wir, Eramus“ unterbrach ihn Gaiaus.
„Lass ihn ausreden, Gaiaus.“ Das, von ihr? Vielen Dank ihr Götter - in Sachen Geduld bei meiner Fürstin habt ihr viel erreicht.
„Vielen Dank Herrin. Die Tafeln und Schriftrollen, die von vieren sprechen, stammen aus den Mittlanden. In der Kultur der Mittlanden wurden bis zu den Einigungskriegen vor 1000 Jahren Häuser gezählt, nicht Menschen. Die Fürstinnen Mayetra und Ashuroa sind Schwestern und stammen daher aus dem selben Haus und werden als eine gezählt.“

„Woher weist du das?“
„Meine Mutter las mir Märchen aus den Mittlanden vor. Leto aus dem Hause Arkonen ist ein ganz bekanntes. Es handelt von...“
„Ja gut, vielen Dank Eramus. Das Märchen von Leto erzähl mir beizeiten.“ winkte sie ab.

„Das erklärt in der Tat die Diskrepanz. Das war ein guter Hinweis von dir Eramus.“ lobte Gaiaus.

„Dann steht es fest. Wir haben einen Gildenrat aus vieren – dieser Rat wird über die Aufnahme in die Bruderschaft entscheiden und die Geschicke der Gilde leiten. Und wenn wir erst die Bestie gerufen haben, sind die Götter an der Reihe. Ich muss mich noch für die Lektion bedanken.“ lachte sie. Ihr Götter, zieht euch warm an, man erteilt Fürstin jeykey keine Lektion, ohne selber eine zu bekommen.

Gaiaus und meine Fürstin hatte noch Stunden mit dem Studium der Schriften bis in die späte Nacht verbracht. Dennoch war sie früh aufgestanden. Manchmal fragte ich mich, wo sie die Energie her nahm. Wie immer räumte ich das Zimmer auf und widmete mich der Politur des Tisches. Nach vollendeter Arbeit legte ich das Tagebuch an seinen Platz zurück. Ich stellte mir die Frage, wie sie die Einträge einleitete. Schrieb sie: Liebes Tagebuch oder eher Tagebuch, hör mir zu und pass' gefälligst auf, ich schreibe etwas Wichtiges. Ich erwischte mich beim Lachen, nicht in mich hinein, sondern relativ laut.

„Was erheitert dich so, Eramus?“
Ein Blitz durchfuhr mich – Sie war bereits zurück?
„Ich musste an ein lustiges Erlebnis aus meiner Kindheit denken.“ Ich wich ihrem Blick aus. Den wahren Grund meiner Erheiterung konnte ich ihr ja wohl schlecht mitteilen.
„Beim zurücklegen meines Buches?“
Ohoh, das klang nicht gut.
„Ich habe es nicht geöffnet, wirklich nicht, Herrin.“
„Das glaube ich dir. Zumal da nichts erheiterndes drin steht. Es kann dich also nicht zum Lachen gebracht haben. Nicht nur deswegen kaufe ich dir die lustige Geschichte aus deiner Kindheit nicht ab.“
„Es tut mir leid.“ langsam traute ich mich, sie anzusehen. Keine Spur der Verärgerung. „Ist das Euer Tagebuch?“
„So etwas in der Art – aber ich stelle hier die Fragen. Nun, Eramus, was hat zu deiner Erheiterung geführt?“
„Ich hatte mich gefragt, wie Ihr Eure Einträge beginnt. Mit liebes Tagebuch oder...“
Sie lachte laut. „Liebes Tagebuch ist es nicht“ lachte sie weiter. So herzlich sie eben gelacht hatte, so schnell faste sie mich mit einem strengen, durchdringenden Blick. „Lüge mich nie wieder an. Du würdest jede Strafe der vorziehen, die du für das Lügen erhalten würdest.“
„Verzeiht mir, ich wollte nicht respektlos erscheinen und das erschien mir...“
„Ich bitte dich – ich stelle mir viele Sachen vor. Beispielsweise Gaiaus Gesichtsausdruck, wenn er merkt, dass das Pergament, das er gerade übersetzt, ein Scherz ist.“
„Was steht auf dem Pergament, wenn ich fragen darf?“
„Wer das liest ist doof.“ Sie lachte laut. „Es hat mich Stunden gekostet, das ins alt-arkanische zu übersetzen.“ Wir mussten beide lachen.
„Aber ganz im Ernst Eramus. Ich muss dir vertrauen können, also lüg mich nie wieder an, hörst du?“
„Das wird nie wieder passieren, Herrin. Ich danke Euch für Eure Geduld und Eure Nachsicht mit mir.“

Blitze durchzuckten den Himmel. Die Quelle war Gaiaus Turm. „Er muss das Pergament übersetzt haben“ stellte sie fest. „Ich glaube, er ist etwas wütend, hehehe.“

Es war der Beginn des achten Stunde des Tages, als meine Fürstin mit Gaiaus ihr Studium der Schriften fortsetzten.
„Eure alt-arkanisch-Kenntnisse sind beeindruckend, Herrin.“
„Danke, Gaiaus, Danke. Ich lerne immer etwas Neues hier. Genug Späße für heute morgen. Lasst uns weiter nach Hinweisen suchen. Die Fürsten Skjelgar und Laserbrain haben ihren Besuch angekündigt. Es wäre vortrefflich, wenn wir etwas vorzuweisen hätten, neben dem argraner Schnaps!“
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Re: Heilige Bruderschaft - Die Erzählungen von Eramus

Beitragvon jeykey » Do 4. Okt 2012, 11:01

Niederlagen passen meiner Herrscherin überhaupt nicht. Die Armee ist sehr motiviert, wenn sie auf Raubzüge geht, denn die Strafe, die einen erwartet, wenn man es wagen sollte, verletzt in die Festung zurück zu kommen, mag sich keiner ausdenken.Dann wohl lieber sterben. Ehrenhaft in der Schlacht.

Mit den drei Fragmenten, die die Armee bei ihren letzten Beutezügen, bei Dungeon-Missionen und mit dem Sieg über die Kriegerfürstin der Amazonen erbeutet hatten, gelang es Gaiaus die Pforte des mystischen und sagenumwobenen Labyrinthes zu öffnen. Bereits etliche Male war die Armee von jeykey ins Labyrinth gestiegen – zwar hatte sie bisher keine Beute mitgebracht, kartographierte das Labyrinth mit jedem Mal ein Stück mehr und mehrte so den Ruhm unserer Herrscherin.

Doch an diesem Tag war alles anders. Eine schwer verletzte Armee kam von der Mission zurück. Egal, was sie gesehen und erlebt hatten, es musste viel schlimmer sein, als die Angst vor der Strafe durch ihre Herrscherin. Minjadus hatte vor Wochen Gaiaus gebeten, Heiler auszubilden und ein Lazarett aufzubauen. Kaum einer wusste davon. Geschah dies auf ihr Geheiß? Schwäche duldete sie ebenso wenig wie Lügen und Unzuverlässigkeit. Also warum ein Lazarett?

„Du sollst mitkommen, mitkommen, mitkommen, schnell, schnell, schnell...“ zerrte Kollaps an meinem Bein. „Wohin Kollaps, wohin soll ich gehen? Und wer schickt dich?“ „Minjadus, Minjadus und schnell schnell schnell!“ Ich folgte Kollaps so gut es ging. Sabbernd und seltsam gehend konnte er eine ganz schöne Geschwindigkeit erreichen. Sein Sabber machte es nicht unbedingt leichter, ihm stolperfrei zu folgen.

Ich betrat das Gebäude am südlichen Hang, etwas abgelegen von der Festung. Ein Bild des Schreckens bot sich mir: Erzengel mit gebrochenen Flügeln, tiefen Verletzungen im Brustkorb, an Händen und Füßen. Und ein Entsetzen im Gesicht, das ich zuvor nicht gesehen hatte. Diese stolzen Krieger hatte irgend jemand, oder irgend etwas in ein Häufchen Elend verwandelt.

„Hilf mir sie zu heilen und ihre Wunden zu versorgen.“ Gaiaus stand hinter mir und reichte mir einen Tiegel und Verbandsmaterial. Gaiaus heilte die großen Wunden – für die kleinen schien ich zuständig zu sein. Einige Heiler unterstützten Gaiaus und weitere Diener versorgten die Wunden. Weshalb hatte er mich rufen lassen? Offenbar musste es schnell gehen.

Ich versorgte die Wunde eines Erzengels. Was für eine majestätische Erscheinung. Voller Kraft, Stolz und Intelligenz. Normalerweise. Kraft und Stolz fehlten völlig. „Was ist geschehen?“ flüsterte ich. „In diesem Labyrinth hausen unheimliche Wesen. Sie tauchen aus dem Nichts auf und verschwinden wieder – nachdem sie einen verletzt haben. Tauchen wieder auf und verschwinden wieder. Das macht es so schwierig, sie zu fassen, sich zu wehren, sie zu fassen oder gar zu töten.“ „Ich danke euch für euer Offenheit, Krieger.“ nickte ich. Nach einer Pause, die er zum sammeln seiner Kraft benötigte, fuhr er fort: „Ich kämpfe gern für sie. Ich weiß, dass sie den Schrein aufbauen kann. Ich weiß, dass sie die richtigen für die Bruderschaft findet. Sie ist es, die Ordnung in das Chaos dieser Welt bringen kann. Ihre Ordnung, das ist klar. Aber in dieser Ordnung haben alle die gleiche Chance. Wenn sie sich einbringen, können sie viele Grenzen überwinden, wenn nicht, dann sind sie nicht lange. So wird die Ordnung nur stärker.“ Er machte eine Pause. „Du bist ihr Leibdiener, nicht wahr?“ „Ja, das bin ich.“ „Und schon lange, oder“ „Ja, bereits 9 Monde.“ „Dann weist du am ehesten wie sie ist und dass es nur diesen Weg geben kann. Ich habe viele Fürsten gesehen, einigen gedient, und ich bin froh, hier sein zu können. Sie ist finster und böse, aber gerecht.“ Der Erzengel lachte. „Das klingt paradox. Aber sie ist nicht willkürlich. Ich habe Fürsten gesehen, die willkürlich waren, die ihre besten Krieger aus einer Laune heraus getötet haben. Die es nicht duldeten, wenn man für die Strategie in der Schlacht eine Idee hatte und viele Fürsten, die die Schlacht scheuen. Sie ist immer dabei. Deswegen kämpfe ich jede Schlacht für sie, bis zum letzten Tropfen meines Blutes.“ Wow, das ist ein Commitment. Ich versorgte seine Wunde und kümmerte mich wie befohlen den anderen.

Schnell leerte sich der Tigel – ich benötigte Nachschub. „Gaiaus“ richtete ich mich an ihn, den großen Erzmagier. Kaum war der Name über meine Lippen gegangen, zuckte ich zusammen. Hatte ich das laut gesagt? Wie konnte mir das passieren, einen so mächtigen von jeykeys Hof ohne Titel anzusprechen. Er stand 5 Meter von mir entfernt und drehte sich langsam zu mir. Wut stieg in seinem Gesicht auf – plötzlich fühlte ich einen Schlag. Eine Macht, wie eine unsichtbare Hand, stieß fest auf meinen Brustkorb und warf mich an die Wand. Um die Kehle geschlungen zerrte sie mich an der Wand hoch, bis meine Füße den Kontakt zum Boden endgültig verloren hatten und hilflos in der Luft zappelten.

„Es gibt exakt zwei Menschen auf diesem Planeten, nein, in diesem Universum, die mich bei meinem Namen ansprechen dürfen – und DU bist definitiv keiner davon!“ Der unsichtbare Griff um meine Kehle wurde noch fester und drohte mir die Luft ganz zu verwehren. „Was glaubst du wer du bist? Hältst du es für eine Leistung, noch am Leben zu sein? Denkst du, du kannst dir jetzt alles erlauben?“ So wütend hatte ich ihn noch nicht erlebt. Ich fürchtete mein letztes Stündlein zu erleben als ich zu Boden sackte. Immer noch unfähig zu sprechen und damit der Möglichkeit beraubt, mich zu entschuldigen kam Gaiaus langsam auf mich zu. Er neigte sich zu mir. Mit seinem Gesicht kam er ganz nah zu meinem und flüsterte schließlich:. „Wage es nicht noch einmal, mich so respektlos anzusprechen. Du hast eben viel Kredit bei mir verspielt, Eramus. Sehr viel Kredit.“ Sekundenlang verharrten wir so nebeneinander. Ich rang nach Luft, versuchte etwas zu sagen, mich zu entschuldigen, zu rechtfertigen. Es gelang mir nicht, nichts als krächzende Laute verließen meinen Mund. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass die Erzengel, die Laufen konnten, einen Halbkreis gebildet hatten und erwartungsvoll Gaiaus ansahen. Wenn er mir Angst machen wollte, hatte er das längst erreicht. „Sie wollen, dass ich dich ausweide. Und ehrlich gesagt: ich hätte nicht übel Lust dazu...“ Mein Herz schlug wie wild. Immer noch konnte ich keinen Mucks von mir geben. Diese Pausen, warum bringt er mich nicht um, warum beendet er es nicht gleich? „Oder sollte ich sie auf dich hetzen. Das würde sie wieder aufbauen, meinst du nicht?“ Gaiaus, ich flehe euch an, es war eine Unachtsamkeit, ein Versprecher. Nie würde ich es wagen, euch so flapsig anzusprechen. Bitte verzeiht mir. So viele Formulierungen rasten mir durch den Kopf, doch keine fand ihren Weg nach draußen.

Er stand auf. Sein Blick musterte jeden Erzengel. „So wie euch von unserer großen Herrscherin jeykey verziehen wurde, dass ihr versagt habt und das hohe Haus nicht mit Ruhm und Ehre bereichert habt, so will ich ihm verzeihen, mich nicht gebührend adressiert zu haben. Die Nachsicht, die ich heute walten lasse, inspiriert durch unsere große Herrscherin, die dieses Lazarett errichten ließ und Heiler für eure Genesung ausbilden ließ, fußt auf euren bisherigen Leistungen. Sie wird nicht ewig währen. So mahne ich eure Achtsamkeit an, Krieger, Heiler und Diener. Ich erwarte bedingungslosen Gehorsam, bedingungslosen Respekt und bedingungsloses Engagement.“ Die Erzengel knieten respektvoll. Ein „Unsere Treue, unsere Loyalität und unsere Kraft
stellen wir in den Dienst der großen Herrscherin jeykey und in euren, Erzmagier Gaiaus, auf immer und ewig.“ hallte durch das Lazarett.

„Du wirt hier eine Woche den Heilern dienen.“ Er ging ohne mich noch eines Blickes zu würdigen. Auch die anderen gingen allmählich ihren Aufgaben nach. Keiner beachtete mich oder half mir. Ich brauchte Stunden, um mich wieder bewegen zu können. Es war, als hätte er mir mit seinem Griff meine Kraft entzogen. Meine Stimme kehrte erst am nächsten Morgen zurück. Nicht weiter tragisch, um Befehle auszuführen bedarf es keiner Stimme.

Was würde sie mit mir machen? Und Gaiaus? Was würde mich in sieben Tagen auf der Festung erwarten? Die Arbeit im Lazarett war hart. Wir verloren viele Erzengel. Zu tief waren ihre Wunden, zu viele Wunden entzündeten sich. Die Bestien des Labyrinthes hatten ganze Arbeit geleistet. Nur wenige konnten wir retten. Die, die starben, taten das voller Stolz, alles gegeben zu haben für unsere Herrscherin. Kein Jammern, kein Wehklagen, nur stolze Gesichter verwundeter Krieger. Diese mutigen Geschöpfe gingen in ihrer Aufgabe ganz auf. Ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben kämpften sie Schlacht um Schlacht um aus den gewonnen noch stärker hervor zugehen und den Ruhm und die Ehre unserer Herrscherin zu mehren. Hatte ich diese sieben Tage hier arbeiten müssen, um das zu verstehen? War das die Lektion? Hatten die Erzengel verstanden, dass sie etwas großem dienten, ein höheres Ziel verfolgten? Am Ende erfüllte mich Dankbarkeit. Ja, Dankbarkeit. Ich bin dankbar, an diesem Werk aktiv teilhaben zu können, interessante und starke Fürsten in der Gilde kennen lernen zu dürfen und am Ende einem heiligen Bund zu dienen. Ihrem Bund, und, selbstverständlich ihr. Wenn ich noch darf. Aber das werde ich morgen sehen, wenn ich in die Festung zurückkehre.

Ich trat nach sieben harten Tagen im Lazarett und sieben von Ängsten bestimmten Nächten meinen Dienst in der Festung wieder an. Berkan hatte in der letzten Woche meine Aufgaben übernommen und war gerade dabei, ihr Zimmer zu richten, als ich den Raum betrat.
„Na, wie war's denn so im Lazarett?“ fragte er leicht höhnisch.
„Ertragbar.“ antwortet ich knapp. Ich hatte Berkan noch nie richtig leiden können. Stets spielte er sich auf – die Ereignisse letzte Woche hatten ihm für seine Angeberei weiteres Material geliefert.
„Ich bin erstaunt, dass du weiter hier arbeiten kannst.“
„Wo ist unsere Herrin?“
„Sie sitzt mit dem großen Magier über Schriftrollen, wie üblich...“
Nun, sehr respektvoll klang das nicht.
„An deiner Stelle wäre ich vorsichtig. Deine Worte könnten respektlos erscheinen. Das Studium der Schriftrollen ist für die Entwicklung der Gilde unabdingbar. Unsere Herrin und der Erzmagier wissen genau, was sie tun.“
„Der Unterschied zwischen Dir und mir, mein lieber Eramus, ist, dass ich weiß, wann ich was sagen kann. Sie sind beide vertieft in das Studium der Schriftrollen und laufen einem wahnwitzigen Ziel hinterher, wie zwei Esel, denen man eine Karotte vor die Schnauze hält.“
„Ähh, Berkan...“ versuchte ich ihn zu unterbrechen, ohne Erfolg. Er fuhr einfach fort.
„Ein heiliger Bund, ein Schrein. Bei allen Göttern, was für ein Schwachsinn. Sie sollten sich darauf konzentrieren, andere Fürstentümer zu erobern. Was machen sie? Sie schmieden Bündnisse mit Fürsten, die es nicht im Entferntesten mit ihnen aufnehmen können. Und Gaiaus, unser Möchtegernmagier hat keine Eier in der Hose, um zu sagen, was er denkt...“

„Vielleicht kannst du uns zeigen, ob du, wie hast du es gleich so schön formuliert, Eier in der Hose hast, denn wir sind beide erst seitdem wir mit Eseln verglichen wurden hier.“ sagte jeykey trocken.
Berkan war zu Stein erstarrt. Er warf sich auf den Boden und winselte um sein Leben, immer wieder durchmischt mit Entschuldigungen und der Bitte, das Gesagte nicht falsch zu verstehen.
Gelangweilt blickte jeykey Gaiaus an. „Soviel zum Thema Eier in der Hose.“
Gaiaus ließ Berkan seine Macht spüren. Mit derselben „unsichtbaren Hand“, die mich vor sieben Tagen strafte, packte er Berkan am Hals und schleuderte ihn zum Balkon hinaus. Berkan stürzte in die Bäume und hing wie eine Puppe auf den Ästen – lebte aber. Noch.
„Kollaps, es gibt was Feines in den Bäumen– gib deinen Freunden Bescheid.“ Kaum hatte jeykey das gerufen, stürzte eine Horde Imps auf den Baum und beendete Berkans Leben mit widerlichen Fress- und Schmatzgeräuschen. „Gaiaus, ich finde, das ging etwas zu schnell für ihn. Eine Strafe mit einem Esel hätte ich passender gefunden.“ ergänzte sie leicht amüsiert. „Ich könnte ihn da raus holen.“
„Ach was, so zerfetzt wäre das eine einzige Sauerei. Und das ist er auch nicht wert. So viel Mühe macht man sich für einen guten Feind, aber nicht für einen Idioten wie ihn.“ Sie drehte sich zu mir.
„Du weist, dass wir dich sehen können Eramus, auch wenn du dich noch so auf den Boden drückst. Hast du Mitleid mit ihm?“
„Er war respektlos, Herrin.“
„Ach, das sagt ja gerade der Richtige.“ erwiderte Gaiaus.
„Ich sehe einen großen Unterschied, zwischen mir und Berkan, großer Erzmagier.“
„Welchen?“ zischte Gaiaus.
„Ich vergaß euch mit dem korrekten Titel anzusprechen – er aber zweifelte an euch und eurer Mission. Er war nicht loyal und diente euch nicht aus voller Überzeugung. Bitte erlaubt mir noch etwas zu sagen, Herr.“ Er nickte kurz.
„Ich habe die letzte Woche viel gelernt und habe bedingungslose Loyalität gesehen und sie das erste Mal verstanden. Die Erzengel sprachen von den anderen Fürsten, denen sie zuvor gedient hatten. Sie berichteten davon, wie gute, ehrenhafte Krieger aus reiner Willkür getötet wurden. Nun haben Fürsten Macht und wir alle dienen ihnen, aber diese Form der Machtausübung hat keinen Sinn. Sollte sie nicht einen Sinn haben?“
Jeykey hatte sich vor Beginn des Dialogs zwischen mir und Gaiaus hingesetzt und beobachtete uns genau. Nach einer langen Pause, in der ich mich fragte, ob es unangemessen war, diese Frage zu stellen, durchbrach sie die Stille.
„Ich sehe, dass dir die Woche gut getan hat.“ Sie schaute Gaiaus an und fuhr fort. „Gaiaus, deine Nachsicht mit ihm war richtig. Er hat den Sinn der Ordnung erkannt, die ich hier etablieren möchte und könnte sich als nützliches Element erweisen.“
„Und jetzt geh deinen Pflichten nach, Eramus.“ Sie unterstrich diesen Befehl mit der entsprechenden Handbewegung. Ich ging schnell hinaus, denn das Signal war eindeutig. Offenbar hatte sie das Gefühl, zu viel Zeit auf diese Angelegenheit verbracht zu haben. Geduld, ich sagte es ja bereits, ist nicht ganz ihre beste Tugend.
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Re: Heilige Bruderschaft - Die Erzählungen von Eramus

Beitragvon jeykey » Fr 5. Okt 2012, 07:48

Wie jeden Morgen betrat ich das Zimmer und fing an, es zu richten.
„Geh raus Eramus.“ Bei allen Göttern, sie war noch im Zimmer, genauer im Bett, ganz unter der Decke.
„Verzeiht Herrin, ich wusste nicht...“ Ich musste schnell von meinem Fauxpas ablenken. „Soll ich euch Frühstück bringen?“
„Klär mich auf: was genau hast du an „Geh raus“ nicht verstanden?“
„Sehr wohl.“ Ohje, die Laune versprach nichts Gutes. Ich ging so schnell wie möglich hinaus. Den Göttern sei Dank hat sie keinen Schmelztiegel in ihrem Zimmer.

Ich kümmerte mich darum, dass der Herrschaftssaal für die heutigen Audienzen vorbereitet wurde und veranlasste das Richten des Frühstücks. Während ich die Arbeiten überprüfte, betrat Gaiaus den Saal. „ Guten Morgen, Eramus. Wo ist Deine Herrin?“
„Guten Morgen, Erzmagier Gaiaus. Als ich vorhin das Zimmer betrat, ruhte sie noch.“
„Dann geht wieder hin und erinnere sie daran, dass heute wichtige Audienzen anstehen.“
„Herr, ich möchte Euch nicht widersprechen, aber sie hat mir unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass ich nicht erwünscht bin. Wie wird sie reagieren, wenn ich erneut in das Zimmer gehe?“
„Eramus, wenn ich dich schicke, wird dir schon nichts passieren. Und nun los!“

Ich hasse solche Tage. Egal, was man macht, es ist falsch. Also gut, es lässt sich ja nicht vermeiden. So ging ich zu ihrem Zimmer, klopfte und trat ein. „Herrin, Gaiaus schickt mich, euch an die Audienzen zu erinnern.“
Ein leicht gequälter laut kam unter der Decke hervor. „Ist das heute?“
„Ja Herrin, heute.“
„Wann genau?“
„Gaiaus wollte sich mit Euch noch abstimmen. Geplant war das Gespräch für die zehnten Stunde.“
„Jetzt erinnere ich mich – ja, ein Gespräch um 10 und dann Audienzen ab 11. Welche Stunde haben wir jetzt?“
„Die zehnte.“
„Ohhh.“ Pause. „Gut, dann richte Gaiaus aus, dass wir uns in 10 Minuten beim Frühstück unterhalten und abstimmen.“
„10 Minuten Herrin?“
„Eine Sanduhr! Mein Gott, an diese rückschrittliche Zeitmessung werde ich mich wohl nie gewöhnen. Und jetzt geh!“

Eine Sanduhr später erschien sie im Raum neben dem Herrschaftssaal und besprach sich mit Gaiaus. Obwohl mir bewusst war, wie müde sie sein musste, sah man es ihr nicht an. Aber, glaubt mir, gute Laune sieht anders aus. Das wird schwer, für die, die heute ihre Audienz haben.

Audienzen langweilten sie schnell. Die Bittsteller, deren Gejammere, alles Unthemen für sie, Zeitverschwendung, aber nun mal leidige Herrschaftsaufgabe. Wer jammert, ist schwach, sagte sie mir vor kurzem. Starke nehmen das Schicksal an und versuchen alles, es wieder ihren Bedürfnissen anzupassen. Selbst ein Scheitern, wenn man sich gewehrt hat, ist ihrer Ansicht nach besser, als jammern. Jammern konnte sie wahrlich nicht ausstehen.

Jeder wusste das hier. Offenbar nicht jeder Bittsteller. Kurz vor Beginn der heutigen Audienzen sprach sie Gaiaus an.
„Gaiaus, wo sind die Magmalords?“
„Unterwegs mit Minjadus, Herrin.“ „Auf einer wichtigen Mission.“ ergänzte er schnell.
„Seltsam, sie sind immer unterwegs auf wichtiger Mission, wenn hier Audienzen stattfinden.“
„Wie ihr richtig vermutet, ist das kein Zufall, Herrin. In Anbetracht der Vorbildrolle, die Euer Haus in der Heiligen Bruderschaft inne hat, wurden sämtliche Erträge der Steinbrüche für den Ausbau der Basis zur Verfügung gestellt. Ein Herrschaftssaal ohne richtigen Boden wäre Euer nicht angemessen.“
„Nun, dieser Raum ist definitiv zu groß für diese Spielereien. Und der Boden gefällt mir hier sehr gut. Aber das Spiel mit dem Magmalords auch.“ Ein strenger Blick zu Gaiaus veranlasste ihn sofort zu antworten. „Man könnte doch einen kleineren Raum umwidmen für weniger wichtige Audienzen.“
„Veranlasse das und Minjadus soll sich unterstehen, alle Magmalords mitzunehmen, auf seine wichtigen Missionen!“
„Selbstverständlich.“
„Eramus, ich verdurste hier!“ Ich reichte ihr sofort einen Becher Jasmintee – ihr Lieblingstee. Er musste stets frisch gebrüht und möglichst heiß sein.
„Dann lasst uns beginnen.“

„Große Fürstin und Herrscherin, der Fürst der Provinz Barmachu bittet um Audienz, Prinz und gottgleicher Herrscher Somatru.“
Das Entsetzen stand Lukus, dem Diener, der den Auftrag hatte, die Statthalter vorzustellen, ins Gesicht geschrieben. Ich glaube, jeder im Raum konnte diese Anmaßung nicht nachvollziehen. Ihr müsst wissen, dass die Statthalter ihre Titel dem Ausrufer geben, es ist also ihre Wahl. Bedenkt man, dass diese Provinz von Minjadus im Handstreich eingenommen wurde, war der Zusatz gottgleicher Herrscher sicher leicht übertrieben und dürfte bei meiner Herrin nicht gerade positive Gefühle ausgelöst haben. Geduld, das wisst ihr bereits, ist nicht ihre Stärke. Gejammere kann sie nicht ausstehen. Aber Anmaßung widerte sie regelrecht an. Diese Audienz versprach unterhaltsam zu werden.

Somatru schritt Stolz mit einem großen Gefolge in den Saal und ergriff sogleich das Wort.
„Jeykey, vielen Dank für die Audienz. Ich komme gleich zu meinem Anliegen. Ich bin kaiserlichen Geblütes, das wusstet ihr vielleicht nicht, aber durch diese Abstammung steht mir ein Herrschaftsanspruch zu, den ihr sicher anerkennt. Ich schlage vor, dass Barmachu mit den umliegenden Provinzen vereinigt wird, die ihr erobern konntet. Das Großreich Barmachu würde dann seinen rechtmäßigen Platz neben euch bei der Führung der Bruderschaft einnehmen können und euch helfen, diese Welt vollständig zu erobern.“

„Zu Schade, dass Minjadus auf wichtiger Mission ist, die Steine wären mir das jetzt wert gewesen, euch nicht auch, Gaiaus?“
„In der Tat.“

„Ich verstehe nicht“ sagte Somatru irritiert.
„Nun, das ist nicht das Einzige, das ihr nicht versteht, gottgleicher Herrscher.“ sagte jeykey, als sie aufstand und auf ihn zuging.
„Mein Vater sagte immer, ich müsse nicht alles verstehen“ lachte Somatru, sich seiner Lage nicht im Entferntesten bewusst. Sein Gefolge schien die Lage besser einschätzen zu können.

„Wer ist das?“ jeykey zeigte auf eine Frau im Gefolge von Somatru.
„Das ist meine Lieblingssklavin.“
„Sie ist verletzt.“
„Kümmert euch nicht um sie, sie ist unwichtig.“
„War sie ungehorsam?“
„Nein, das würde sie nicht wagen. Mir war danach.“
„Euch war danach, interessant. Sagt, wo habt ihr sie her?“
„Bei meinen Raubzügen durch meine Ländereien habe ich sie gefangen.“ erklärte Somatru voller Stolz. Der arme Narr merkte nicht, wie er sich in diese hoffnungslose Situation weiter verstrickte.
„Sie ist eine einfache Frau – einfache Menschen haben in Barmachu noch nie Rechte gehabt. Sie sind, wie die Götter es bestimmt haben, zum dienen geboren.“
Jeykey schritt zum Thron zurück, den Schmelztiegel fest im Blick. „Stellt mir euer Gefolge doch noch vor.“
„Mein Kriegsminister und mein Schatzmeister sind mitgekommen, damit wir die Strategie der Verschmelzung der Provinzen besprechen und umsetzten können. Und natürlich Diener, um die Reise angenehmer zu machen.“
Sie drehte sich zur Delegation um, ihr Blick erfasste die beiden sehr schnell. „Sagt, Kriegsminister und Schatzmeister, teilt ihr die Auffassung eures Herrn?“
Somatru konnte nicht sehen, wie beide den Kopf schüttelten.
Jeykey ging wieder auf ihn zu – den Schmelztiegel mit der linken Hand fest im Griff, hinter ihrem Rücken. Somatru war das entgangen, als er nach einer Antwort der beiden suchend hinter sich geblickt hatte.
„Antwortet jeykey!“ rief er ihnen zu.
„Somatru, das haben sie bereits, ihr konntet es nur nicht sehen.“
Sie stand direkt vor ihm. „Wisst ihr, ihr raubt eure eigenen Ländereien aus, quält Schwächere und haltet euch für ein gottgleiches Wesen. Ihr kommt hier rein und stellt wahnwitzige Forderungen. Ihr sprecht von edlem Geblüt – dabei ist euer Handeln von Unehrenhaftigkeit durchtränkt. Barmachu ist eine Provinz meines Reiches und wird es bleiben. Ich werde aber einen kleinen Führungswechsel durchführen. Und, es tut mir nicht leid.“ Mit diesem letzten Satz schwang sie den Schmelztiegel. Somatrus Kopf rollte nach links weg, sein Körper stürzte auf den Boden.

Der Kriegsminister stand auf und erwartete die offizielle Benennung zum neuen Statthalter Barmachus. Imps zerrten den leblosen Körper Somatrus aus dem Saal, Gaiaus war nach vorne gekommen und stand nun neben jeykey. „Hatte ich euch gestattet aufzustehen, Kriegsminister? - Gaiaus.“ In diesem Augenblick rang der Kriegsminister nach Luft. Ohja, ich weiß nur zu gut, wie sich das anfühlt. Aber im Gegensatz zu mir, wurde dem Kriegsminister der Hals komplett von Gaiaus' Macht zugedrückt bis er erst auf die Knie sank und dann regungslos auf dem Boden lag.
„Barmachu ist eine wichtige Provinz. Seltene Erden sind dort ebenso zu finden wie Nahrungsmittel, die unsere Bevölkerung und Armeen versorgen können.“ erklärte jeykey. „Und deswegen muss diese Provinz von jemandem geführt werden, der uns absolute Loyalität entgegenbringt. Jemand, der das Leben dort kennt und sich den Sorgen und Nöten der Bevölkerung ebenso annimmt wie dem Ausbau unseres Herrschaftsgebietes.“ Keiner aus der Delegation wagte es, den Blick zu heben. Jeykey ging auf die Sklavin zu, deren Verletzung ihr aufgefallen war. „Ich dachte da an euch. Wie ist euer Name.“ Adina, Herrin.“ „Dann ernenne ich hiermit Adina zur Statthalterin von Barmachu. Steht auf, die Statthalter meiner Provinzen müssen nicht vor mir knien. Gaiaus, versorge ihre Wunden und Eramus, zeige dem Gefolge den Weg in die Gästequartiere. Adina und ich haben noch viel zu besprechen.“

Dieses Ereignis verbreitetet sich schnell in jeykeys Herrschaftsgebiet. Die Lektion wurde in allen Provinzen verstanden. Willkür und Raubzüge in den Provinzen gehörten schnell der Vergangenheit an. Barmachu selber entwickelte sich prächtig unter Adinas Leitung. Das erste halbe Jahr hatte sie Unterstützung von einem Gelehrten jeykeys, der sie für die Statthalterrolle unterrichtet und beraten hatte. Ihre schnelle Auffassungsgabe und ein Talent zum Herrschen machten ihn bald überflüssig. Ich muss nicht erwähnen, dass Barmachu die loyalste Provinz war. Taktisch ein genialer Schachzug, denn mit den seltenen Erden und den fruchtbaren Böden erwies sich Barmachu als wichtigste Provinz des Herrschaftsgebietes von jeykey. Es war beruhigend, dass die Statthalterin 100%ig hinter jeykey stand.
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Re: Heilige Bruderschaft - Die Erzählungen von Eramus

Beitragvon jeykey » Fr 5. Okt 2012, 11:15

Ihr wisst ja, dass ich versuche meine Erlebnisse im Fürstentum von jeykey aufzuschreiben und so für die Nachwelt zu bewahren. Manches jedoch, dass für das Verständnis der Geschichte meiner Herrin unabdingbar ist, habe ich nicht selbst miterlebt, sondern von sehr vertrauenswürdigen Quellen erfahren. Ich stelle Euch diese Geschichten gerne hier ein. Im Großen und Ganzen weiß ich, dass sie stimmen, aber für die Details kann ich nicht garantieren. Lest selber:

"Sagt Gaiaus, als Somatru uns letztens besuchte, erwähnte er, dass er kaiserlichen Geblütes sei. Nun waren seine Äußerungen gespickt mit wahnwitzigen Anmaßungen. Dennoch frage ich mich: War an dieser etwas dran?“
„In der Tat hat er viel Unsinn erzählt, bevor er beschloss, als Nahrungsergänzung für Eure Imps herzuhalten, aber das stimmte.“
„Wie kann ein kaiserliches Geschlecht ein so winziges Reich besitzen?“
„Nun, der Kaiser, den die Provinz Barmachu einst stellte, herrschte über die ganzer Welt. Er war es auch, der die Bestie einfing, glaubt man den alten Schriften.“
„Er hat den Schrein gebaut, die Bestie gefangen und über den Schrein in eine andere Welt verbannt?“
„Ja, Herrin. Er war der mächtigste Herrscher in der Geschichte dieser Welt und hat definitiv große Taten vollbracht.“
„Hm. Er muss im Grab rotieren, wenn er sieht, was seine Nachfahren machen.“
„Gemacht haben, Herrin. Es gibt keine Nachfahren mehr.“
„Dann habe ich ein so großes Geschlecht ausgelöscht? Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich es richtig zelebriert. Aber auch so besonnt es meinen Tag, nachträglich.“ Sie schmunzelte.
„Wie konnte er zum Kaiser werden?“
„Gottkaiser, sein Titel war Gottkaiser.“
„Ahhh, das erklärt auch den gottgleichen Herrscher. Im Nachhinein betrachtet hatte Somatru leicht untertrieben!“
„Horatur, so sein Name, war zu seiner Geburt Herrschersohn über Barmachu. In etlichen Schlachten konnte er in den Einigungskriegen die ganze Welt erobern und herrschte noch 1000 Jahre lang.“
„1000 Jahre?“
„Nun, Herrin, so steht es in den Schriftrollen.“
„Gibt es lebensverlängernde Magie, Gaiaus?“
„Bis auf die Kunst der Heilung ist mir nichts bekannt, Herrin.“
„Der Herrscher einer kleinen Provinz schwingt sich zum mächtigsten Herrscher in dieser Welt auf, baut einen riesigen Schrein und verbannt die Bestie, die diese Welt terrorisiert hatte und herrscht tausend Jahre? Das klingt wie ein Märchen. Oder, Horatur hat etwas gefunden, das ihm geholfen hat.“
„Eine Quelle, die seine Armee stärkte und ihn 1000 Jahre leben lies? Das klingt interessant. Aber, Herrin, hätten nicht andere bereits danach gesucht?“
„Es klingt wahnwitzig und hoffnungslos übertrieben. Und wer bitte glaubt an Märchen? Ich selbst bis vor kurzem nicht. Aber, die Steintafel und die Entdeckungen von Laserbrain, Skjelgar und den zwei Schwestern haben eines offenbart: jeder Legende und jedem Märchen wohnt ein wahrer Kern inne. Es wird Zeit, Adina zu besuchen! Veranlasse alles nötige – wir brechen morgen früh auf.“

In Barmachu angekommen, zog es jeykey und Gaiaus zu den Ruinen des alten kaiserlichen Palastes. Er war von den anderen Fürsten nach Horaturs Tode dem Erdboden gleich gemacht worden. Seine Söhne waren zerstritten und so keine Gegner für die Rebellenallianz, die kurz nach Horaturs Tod und der Zerstörung seines Reiches selber in Rangkämpfen zerrieben wurde. Trotz tagelanger Suche fanden sie nichts. Kein geheimer Eingang, kein unterirdisches Kammersystem. Da war einfach nichts. Ausser den Spuren der anderen, die hier gesucht hatten. Die Grabungen wurden eingestellt.

Adina versuchte die Laune ihrer Gäste mit einem Fest zu heben. Doch keiner der auftretenden Künstler konnte ein Lächeln auf das Gesicht jeykeys zaubern. Sie war enttäuscht, sehr enttäuscht. Adina griff zum letzten Mittel. Ein Diener kam zu jeykey und schenkte ihr ein edles Getränk ein. „Es besitzt die optimale Trinktemperatur, Herrin, ich habe es eben aus den Katakomben geholt und mit dem Quellwasser des unteren Brunnen aufgefüllt. Beides zusammen ergibt dieses köstliche Getränk, das auf dieser Welt seinesgleichen sucht.“ Adina lächelte stolz, als sie sah, dass das Getränk seine Wirkung nicht verfehlte, jeykey lächelte von einem Ohr zum anderen. Aber es war nicht das Getränk. Es schmeckte ihr, daran bestand kein Zweifel, aber das Lächeln, das Gaiaus auf ihrem Gesicht erkannte, war das seiner Fürstin, wenn sie kurz vor einem bahnbrechenden Schritt stand. Er gesellte sich zu ihr. „Ich bin eine Närrin, Gaiaus, wir alle waren Narren.“ flüsterte sie ihm zu. „Horatur hat den kaiserlichen Palast nach seinen Eroberungen gebaut – dort kann sein Geheimnis nicht liegen. Aber das hier ist die Festung von Barmachu – hier hat er vielleicht das gefunden, das ihm so viel Macht verlieh. In den Katakomben und im System, das den Brunnen speist. Hier müssen wir suchen.“ „Herrin, ihr seid phantastisch.“ Ich weiß“ erwiderte sie. „Schreib! Minjadus, unser Scheitern in den Kaiserruinen hat uns erkennen lassen, dass wir wertvolle Zeit verloren haben, um einen Gespenst nachzujagen. Uns ist klar geworden, dass es keine magischen Mittel gibt, die unsere Kraft derartig steigern können, dass wir diese Welt in unserem Sinne einigen können. Die Mittel dieser unglücklichen Mission haben uns in Bezug auf unsere Armee zu weit zurückgeworfen. Mit sofortiger Wirkung werden alle freie Ressourcen in die Armee gesteckt, um diese Welt auf herkömmlichen Wege zu knechten. Trefft alle Vorbereitungen – wir erwarten einen Ausbildungsplan nach unserer Rückkunft in den kommenden Tagen.“
Gaiaus traute seinen Ohren nicht. „Gaiaus, sorge dafür, dass der Falke abgefangen wird. Ich will alle Gelehrten hier haben und eine Elitetruppe. Und vereinbare ein vertrauliches Gespräch mit Adina. Unsere Suche geht weiter.“
Sie winkte den Diener, der ihr das Getränk gebracht hatte, herbei. „Sagt, kann ich noch einen Becher haben?“ „Selbstverständlich Herrin, ich gehe sogleich das Wasser holen.“ „Eramus, hilf ihm – Gaiaus möchte sicher auch noch davon haben. Schnelligkeit scheint mir bei diesem Getränk sehr wichtig zu sein.“ „Es kommt wirklich auf die Zeit an, Herrin, habt vielen Dank für die Hilfe durch Euren Diener.“
„Wollt ihr Adina wirklich einweihen?“
„Nicht doch, mein guter Gaiaus, stellt euch vor, welchen Qualen ich sie damit aussetzen würde, für den Fall, dass sie entführt und gefoltert würde. Ihre Fürstin verraten? In dieses Dilemma kann ich sie nicht stürzen. Nein, das kann ich ihr nicht antun. Sie soll glauben, dass das Getränk der Grund meines Aufenthaltes ist.“
„Ich liebe es, Euch zu dienen, meine Herrin.“ flüsterte Gaiaus zurück. Beide lachten. Für die anderen sah es so aus, als würde das Getränk seine Wirkung entfalten. Ganz im Sinne jeykeys.
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Re: Heilige Bruderschaft - Die Erzählungen von Eramus

Beitragvon dragon773 » Do 8. Nov 2012, 21:50

wann kommt die fortsetzung :D

ach ja den schrein kann man in 1jahr bauen aber dafür braucht man wahnsinnige wie mich ^^
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Re: Heilige Bruderschaft - Die Erzählungen von Eramus

Beitragvon jeykey » Fr 9. Nov 2012, 19:37

„Nun?“
„Die Wände sind massiv aus sehr großen Steinen gebaut, Herrin. Es gibt außer den Kellergewölben, in denen Vorräte lagern, keine weiteren Räume im gesamten Komplex.“
„Und du hattest genug Zeit, das gründlich zu überprüfen?“
„Ja, ich habe dort unbeobachtet jede Wand in Ruhe überprüfen können.“
„Und der Brunnen, wie speist er sich?“
„Das weiß ich nicht, Herrin.“ Ich blickte verlegen auf den Boden.
Ein langer strenger Blick folgte – auch wenn er sie nicht sah, er konnte diesen Blick spüren. Schließlich: „Hast du deine Schwimmsachen dabei?“ Den Göttern sei Dank, ich bekomme noch eine weitere Chance.

Ich stieg in den Brunnen hinein und fand bei meinen ersten Tauchgängen ein weit verzweigtes Tunnelsystem vor. Die Atemluft war ein großes Problem. Sie reichte einfach nicht aus, um die Tunnel vollständig zu erkunden. Aber in diesem Labyrinth aus Stein gefüllt mit Wasser könnte irgendwo das verborgen sein, was meine Herrin suchte. Ich versuchte es etliche Male, aber es hatte einfach keinen Sinn. Mit dieser Nachricht zu ihr zu gehen, könnte fatale Konsequenzen haben. So nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und suchte ihr Quartier in Adinas Festung auf.

„Wie war deine Schwimmstunde?“
„Ich habe ein verzweigtes Tunnelsystem gefunden, Herrin. Allerdings konnte ich dieses nicht vollständig erkunden, da mir die Luft ausging. Ich habe es einige Male versucht...“
„Ernsthaft versucht?“
„Ja, Herrin, wirklich.“
„Ein Tunnelsystem. Wer legt ein Tunnelsystem für einen Brunnen an? Wir könnten auf dem richtigen Weg sein.“
„ Es gibt einen Zauber, der Eramus zusätzlich Luft verschaffen kann, Herrin. Das könnte ihm helfen zu erkunden, ob die Tunnel im Trockenen enden.“
„Es gibt einen derartigen Zauber? Gaiaus, Eure Kunst verblüfft mich immer wieder.“

Gaiaus versorgte mich mit den notwendigen Tränken. Einige Tauchgänge später konnte ich gute Nachrichten bringen. Die Tunnel endeten tatsächlich in etwas höher gelegenen unterirdischen Räumen. Jeykey und Gaiaus hatten in der Zwischenzeit einen Plan ausgearbeitet, wie man das System erschließen konnte. Ich sollte im nicht sichtbaren Bereich des Brunnens Seile befestigen, an denen sich Handwerker entlang hangeln konnten, um in die trockenen Räume zu gelangen. Fünf die ihr treu ergeben waren, hatte jeykey für diese Mission ausgesucht. In der Schar von Arbeitern, die in den Palastruinen gearbeitet hatten, waren diese fünf nicht weiter aufgefallen. So könnte ungesehen von Adina und vor allem allen anderen die Erforschung des Tunnelsystems gelingen.

„Ihr müsst als erstes einen Versorgungstunnel graben. Wir sollten keine weitere Aufmerksamkeit in den Kellergewölben erzeugen. So könnt ihr versorgt werden und vor allem Informationen weiterreichen.“ leitete Minjadus die Besprechung ein.
„Einen Versorgungstunnel? Wo endet dieser?“ fragte einer der Handwerker.
„In der Kaserne, die vor Monaten von Minjadus errichtet wurde. Sie liegt optimal, ist in unserer Hand und bietet euch so den entsprechenden Schutz. Und das Beste: sie wurde von uns lange vor der Suche nach Horaturs Geheimnis gebaut zur Sicherung der Provinz.“ erklärte jeykey.
„Ihr müsst nur nach Nordosten graben. Die Kaserne liegt auf einer Anhöhe – wir werden parallel einen Tunnel in eure Tiefe graben lassen.“ ergänzte Minjadus. „Wichtig ist, dass ihr auf eurer Höhe bleibt, um nicht im Quartier von Adina heraus zu kommen.“ lachte er.
„Die Kommunikation erfolgt nicht über Falken, meine Herren, es werden Boten gesendet. Gibt es noch Fragen?“
Es gab keine Fragen mehr. Die geheime Mission „Horatur“ konnte beginnen. Offiziell reiste jeykey mit ihrem Tross wieder ab, nicht ohne sich bei Adina für die Gastfreundschaft bedankt zu haben.

Es dauerte drei Monate, bis endlich ein Bote Nachricht der Mission Horatur in jeykeys Festung brachte. Ich bereitete alles für eine Besprechung jeykeys mit Gaiaus vor. Sie studierten die Schriftrollen stundenlang.
"Eramus, Tee!" Sogleich schenkte ich ihr frisch gebrühten Tee ein.
"Es ist eindeutig Herrin," fuhr Gaiaus fort, "wir müssen eine reine Seele opfern."
"Um Horaturs Kammer zu betreten, ist die Opferung einer reinen Seele notwendig?"
"So soll vermieden werden, dass dunkle Mächte sich die Macht, die in der Kammer zu finden ist, zu nutze macht."
"Eine reine Seele, wie könnte ich so ein Opfer verlangen? Die Mission ist beendet!"
Jeykey stand auf und ging zur Tür des Besprechungsaals.
Ich war beeindruckt. Sie war eine gute Seele, denn sie war für die absolute Macht nicht bereit, einen Unschuldigen mit reinem Herzen zu opfern. Ich zögerte, doch dann konnte platzte es aus mir heraus: "Ich könnte mich opfern. Ich weiß, dass ihr nur Gutes mit der Macht machen würdet. Diese Welt braucht eine gute Fürstin, die die Willkürherrschaft der anderen beendet. Es wäre mir eine große Ehre."
Sie drehte sich um und ging auf mich zu. "Danke Eramus, aber das kann ich nicht von dir verlangen."
Ich ging auf die Knie.
"Ich bitte euch, ich bringe dieses Opfer gerne."
"Denkt an die Schlachten, die wir noch gewinnen müssen. Jede Hilfe ist willkommen." ergänzte Gaiaus.
"Eramus, wirklich?" fragte sie mich und blickte mir tief in die Augen.
"Ja Herrin, ich würde mich jederzeit für euch und eure Mission opfern."
Sie ging ebenfalls auf die Knie und nahm meinen Kopf zwischen ihre Hände. "Danke, Eramus, Danke. Sei versichert, dass es deiner Familie in meinem Fürstentum immer gut gehen wird. Du wirst ein Held, Eramus."

Das war der letzte Eintrag im Tagebuch von Eramus. Jeykey hatte es in seinem Raum gefunden und durchgelesen. Schließlich schloss sie es. "Was für ein Narr." Sie lachte. "Was für ein Narr." Sie blickte Gaiaus an. "Er dachte wirklich, ich wäre gut." Beide lachten laut. "Dabei hätte ich die Scharade keine fünf Minuten länger ausgehalten."
"Ich bin begeistert von euren schauspielerischen Leistungen. Was habt ihr euch zusammengenommen."
"Ihr hattet Recht: er musste davon überzeugt sein, dass ich Gutes tun würde, sonst hätten wir das Tor nicht öffnen können." Sie schüttelte den Kopf und lachte. "Wenn ich vorher gewusst hätte, wie lange die Scharade andauern würde - ich weiß nicht, ob ich mich darauf eingelassen hätte."
"Geduld zahlt sich aus - wir besitzen nun die größte Wissenssammlung und die Geheimnisse von Horaturs."
"Ja, das tun wir. Sind die Magma Lords da? Ich habe leichte Entzugserscheinungen, wenn ihr versteht, was ich meine."
"Minjadus hat da ein kleines Programm zu eurer Erheiterung aufgestellt, Herrin." antwortete Gaiaus mit einem schelmischen Grinsen.

Für euch, werte Leser, die letzten Minuten von Eramus - er selber konnte sie nicht mehr nieder schreiben.

Als wir ein paar Tage später an den Eingang zu Horaturs Kammer ankamen, sah ich das Seelenrad. Die Texte sprachen davon, dass ein kräftiger, junger Körper mit einer reinen Seele in der Lage war, das Rad so lange zu drehen, bis die heilgen Tore zu Horaturs Kammer sich öffnen ließen. Dabei zog einem das Seelenrad mit jeder Umdrehung Lebenskraft aus dem Körper.
"Du musst das nicht tun, Eramus."
"Ich weiß, dass ihr Gutes damit tun werdet, Herrin. Es ist notwendig, um das Böse zu bannen."
Ich atmete tief ein und legte meine Hand fest um den Griff des Rades. Jeykey und Gaiaus standen nicht weit weg und beobachteten mich gespannt.
"Ich glaube an dich, Eramus." sagte meine Fürstin.
Beflügelt von diesen Worten fing ich an das Rad zu drehen. Mit jeder Umdrehung fiel es mir schwerer. Doch ein Knirschen der Tore gab mir neue Kraft. Ich drehte und drehte, so gut ich konnte. Es fiel mir leicht, die Bewegung schien mir seltsam vertraut. Das Tor war geöffnet. Ein gleißendes Licht kam aus dem Raum - einige Arbeiter sicherten sogleich die endlich offenen Türen.
Ich konnte kaum mehr stehen. Jeykey beugte sich neben mich. "Fällt dir was auf, Eramus? Die Bewegung, die du bis zum Schluss durchhalten konntest, kam sie dir bekannt vor?"
Der Tisch, das Polieren des Tisches - es war exakt die gleiche Bewegung. Oh mein Gott, war das alles geplant? Sie sah, dass ich das dachte und fuhr fort: "Es war ein Training, du glaubst nicht, wie egal mir dieser Tisch war. Aber du musstest für heute gut trainiert sein, ohne es zu merken. Alles, was du in der Festung gemacht hast, hat dich auf diesen Moment vorbereitet." sagte sie und ging zu den Toren. "Du hast mir sehr geholfen. Ich selber hätte die Tore nie öffnen können und keiner aus meinem Gefolge hat eine reine Seele. Nur du hattest sie. Als Gaiaus das sah, fingen wir an, dich glauben zu machen, das unsere Absichten eigentlich gut sind. Ich habe dir monatelang etwas vorgemacht, Eramus. Und du Narr hast das bereitwillig geglaubt."
"Warum sagt ihr mir das?"
Sie ging auf mich zu und kam mit ihrem Gesicht ganz nah an meines. "Weil ich gemein bin, mwuharharhar." Ihr teuflisches Lachen hallte in meinen Ohren. Ich habe dem Bösen in dieser Welt geholfen, mögen die Götter mir verzeihen.
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Re: Heilige Bruderschaft - Die Erzählungen von Eramus

Beitragvon jeykey » Fr 9. Nov 2012, 20:10

Nachschlag in Form einer Kurzgeschichte.

Bittstellertage und Barry White

„Und deswegen benötigen wir mehr Ackerfläche und viel mehr Fischer.“ Damit schloss der Lagerverwalter einen für jeykey endlos wirkenden Vortrag über den Bedarf an Gütern und den entsprechenden Baumaßnahmen. Er erkannte, dass sie ihm zwar zugehört hatte, die Notwendigkeit seiner Forderung allerdings nicht teilte. Das sah man immer ganz leicht an der leicht hochgezogenen rechten Augenbraue. „ Letztlich geschieht all dies, um die Moral der Truppe zu steigern. Trockenfisch ist dafür unabdingbar.“ versuchte er sein Anliegen zu unterstreichen.

„Als ob man die Moral einer Armee mit Trockenfisch wieder herstellen könnte.“ sagte jeykey leise, für den Lagerverwalter unhörbar.
Gaiaus lehnte sich neben sie. „Man kann, Herrin, man kann.“
„Was, ihnen reicht Trockenfisch. Ist das euer Ernst?“
„Ja, Herrin, das ist mein Ernst. Krabbenfleisch, Rinderkeulen und Eintöpfe erfüllen diesen Zweck ebenso.“
Gaiaus lehnte sich wieder zurück.
„Nun denn, Lagerverwalter,“ sagte jeykey laut, „baue die Fischerhütten aus und erschließt mehr Ackerfläche. Der Armee soll es an nichts fehlen!“
Der Lagerverwalter verneigte sich und verließ den Saal.
„Ehrlich Gaiaus, das reicht ihnen? Kein Gold, keine Edelsteine, kein, ihr wisst schon, wie soll ich es sagen, ähm, Barry White?“
„Barry White?“
„Ja, das könnt ihr nicht verstehen. Ich meinte: Keine Frauen?"
„Ich verstehe, Herrin. Magmalords und Erzengel haben keinen Bedarf an weiblicher Gesellschaft.“
„Hmmm, ja, sie dürften verbrennen. Und welches Geschlecht haben eigentlich Erzengel?“
„Ich bin überfragt, Herrin. Aber sie sind ausgezeichnete Krieger.“
„Trockenfisch, ich fass es nicht.“
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Re: Heilige Bruderschaft - Die Erzählungen von Eramus

Beitragvon dragon773 » Fr 9. Nov 2012, 23:14

das war echt fies jeykey :o
jeder is ein superheld der sich selbst für super hält Bild
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Re: Heilige Bruderschaft - Die Erzählungen von Eramus

Beitragvon jeykey » Sa 10. Nov 2012, 23:30

Hrhrhr, so bin ich halt :twisted:
Ist ja schließlich Days of Evil und nicht Days of Wir-haben-uns-alle-lieb :mrgreen:
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